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Leaders – a combined Game ist für unseren Brettspielclub ein zweischneidiges Schwert. Ist Hüpfis World doch angetreten um jugendliche und jung gebliebene Spieler vom Computer und Handy wegzubringen, hin zur "analogen" Brettspielunterhaltung. Nun liegt uns ein innovatives Spielsystem vor, bei dem die Eigenschaften eines klassischen Brettspiels mit den Möglichkeiten einer Tablet- bzw. Smartphone-App kombiniert werden. Wie gut die hybride Spielmechanik funktioniert, und ob die App auch für "normale" Brettspieler einen Mehrwert bietet, erfahrt Ihr im nachfolgenden Rezessionsbericht zu Leaders – a combined Game von rudy Games.

Unser Dank gilt dem Spieleverlag rudy Games, welcher uns das Rezensionsexemplar von Leaders – a combined Game zur Verfügung gestellt hat.

 

 

Szenario

In diesem kombinierten Brettspiel schlüpfen die Spieler in die Rolle der unterschiedlichsten Präsidenten während des kalten Krieges. Im Grundspiel stehen sechs Nationen stehen zur Auswahl: China, Deutschland, Groß Britannien, Frankreich, USA und Russland.

Es geht aber nicht darum, die Weltgeschichte nach zuspielen, sondern sie selbst zu schreiben. Was wäre wenn J.F. Kennedy nicht ermordet worden wäre? Was wenn China ganz Afrika erobert hätte? Russland beherrscht ganz Nordamerika?

Aus dieser Thematik zieht Leaders seinen Reiz. Militärstrategen freuen sich, ihre Truppenbewegungen auf der Weltkarte durchzuführen, Gegner anzugreifen, mit Diplomaten Verbündete zu suchen oder mit Spionen die Mitspieler in Bedrängnis zu bringen. Nebenbei kümmert man sich um seine Forschung und muss seine Ressourcen im Auge behalten, um sich auch alle seine Pläne leisten zu können.

Elementarer Bestandteil des Spiels ist die App welche auf gängigen Smartphones und Tablets läuft. Über sie werden die Truppenkäufe verwaltet und geheime Aktionen wie Diplomatie, Forschung oder Spionage getätigt.

Vorbereitung

Zuerst muss man die kostenlose Leaders – a combined Game App installieren. Sie steht in den jeweiligen App Stores zur Verfügung - man benötigt ein Smartphone oder Tablet. Wir empfehlen zum Spielen jedenfalls ein Tablet mit mindestens ein 7 Zoll (und sprechen im Weiteren auch nur von einem Tablet) sowie ausreichender Bildschirmauflösung. Vor einem Kauf kann man die App jedoch problemlos ausprobieren.

Danach geht es schnell los: Spielbrett aufklappen, Hauptquartiertafel vor jeden Spieler legen, Spielerfarbe wählen und dazugehörige Figuren nehmen sowie die App starten.

In dieser gibt man die Spieleranzahl ein und jeder Spieler wählt seinen Namen, Farbe und die Nation aus.

Nun wählt man ein Szenario aus. Die Grundregeln werden durch diese nicht beeinflusst, aber es verändern sich zum Teil die Startgebiete der Nationen, es werden andere Siegbedingungen vorgegeben und ähnliches.

Jede Nation verfügt auch über eine Spezialfähigkeit, welche bestimmte Vorteile bringt. Man kann jedoch auch ohne diese spielen.

Den Rest macht dann auch schon die App: abhängig von der Spieleranzahl werden die Kosten für Truppen, Forschung, Spione usw. berechnet - sehr bequem!

Spielablauf

Die Spieler platzieren reihum Einheiten in die Länder bis alle besetzt sind. Jedes Land verfügt über einen Punktewert, deren Summe ergibt das Einkommen des Spielers.

Nun kommt die App ins Spiel: der erste Spieler gibt seine Punkte ein und seine öffentliche Phase beginnt. In dieser sehen alle Spieler das Tablet (mehr dazu weiter unten). Als erstes werden die Einheiten angezeigt die in der letzten Runde mit Produktionspunkten gekauft wurden und nun platziert werden können. Im Anschluss werden Truppenbewegungen durchgeführt und die zugehörigen Kämpfe ausgewürfelt. Als letzten Teil seines Zuges nimmt der Spieler das Tablet zu sich und seine geheime Phase beginnt.

In dieser verwendet der Spieler seine Punkte, um Truppennachschub zu bestellen, Forschungen zu starten oder Spione bzw. Diplomaten anzuheuern. Sofern er bereits über Spione verfügt kann er andere Spieler sabotieren oder ausspionieren, während ein Diplomat ein Bündnis oder Ressourcen anbieten oder einen Handelsboykott anzetteln kann. Alles im Geheimen, wohlgemerkt!

Nach dem Abschluss gibt der Spieler das Tablet weiter und für den nächsten Kontrahenten beginnt die öffentliche Phase.
Nun wird es spannend: hat jemand eine Sabotage verübt? Dann erhält der Spieler weniger Truppennachschub als er bestellt hat.
Hat jemand einen Handelsboykott angezettelt? Dann erhält der Spieler weniger Ressourcen.
Was aber wenn die bestellten Truppen ganz normal eintreffen? Entweder hat niemand gegen den aktiven Spieler intrigiert, oder aber der Spion beziehungsweise Diplomat wurden abgefangen. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erfährt der Spieler in seiner geheimen Phase dann sogar, wer hier gegen ihn spielt.

Spielziel

Das Spiel kann auf drei unterschiedliche Arten gewonnen werden. Die erste Möglichkeit ist der militärische Sieg, bei dem eine bestimmte Anzahl an Produktionspunkten durch das Erobern von Ländern erreicht und eine Runde lang gehalten werden muss.

Doch nicht nur der Mächtigste kann gewinnen. Dafür gibt es den Forschungssieg: ein Spieler gewinnt, wenn er alle Stufen der drei Forschungsdisziplinen abgeschlossen hat. Zusätzlich geben alle Forschungsergebnisse Boni wie erhöhte Produktionspunkte oder effektivere Spione. Nur wenige Spieler werden deshalb gänzlich auf die Forschung verzichten.

Als dritte Möglichkeit kann man den Sieg erreichen, indem man sechs Missionen erfüllt. Diese sind vielfältig, benötigen viel Zeit und stellen somit die schwierigste Variante dar.

Spielmaterial

Die Box kommt mit folgendem Inhalt:

   1 extragroßer Spielplan (Weltkarte)
   über 300 Plastikfiguren
   6 Nationen-Karten
   6 Base-Camps
   18 Würfel
   15 Szenariomarker
   30 Holzmarker
   1 Quick-Start-Guide

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Fazit

Wir haben einige Abende mit dem Spiel verbracht und diese waren trotz anfänglicher Skepsis sehr kurzweilig.

Gut gefallen hat uns der Spielmechanismus der Truppenbewegungen und der klar geregelten Angriffsmöglichkeiten. Der Glücksfaktor betrifft nur die Angriffswürfel und die Auswertung von Sabotagen und Handelsboykotts. Das ist bei unseren Taktikern gut angekommen.

Die App fügt sich harmonisch in das Spielgeschehen ein und bildet wie beschrieben den roten Faden. Die Aufbereitung ist hochwertig und die Umsetzung als App bietet die Möglichkeit, Verbesserungen über neue Versionen zur Verfügung zu stellen. Einige unserer Anregungen wurden sogar bereits eingearbeitet.

Die geheime Phase wird gerade erst durch die App möglich: mehr als einmal waren wir uns nicht mehr sicher, wer jetzt mit wem paktiert und wer denn jetzt gerade diese fiese Sabotage verübt hat.

Beim Spielen sind uns anfangs natürlich einige lustige Hoppalas passiert. So hat etwa ein Spieler statt 33 gleich 3333 Produktionspunkte eingegeben, worauf ihm die App zu Sieg gratuliert und das Spiel beendet hat. Dies haben wir gleich auf Facebook gepostet und nach ein paar Stunden die Info erhalten, dass nach dem Neustart der App das letzte Spiel noch auswählbar ist und ab der Eingabe der Produktionspunkte weitergespielt werden kann. Um dies zu vermeiden hat die App inzwischen eine Sicherheitsabfrage erhalten.

Oder ein Spieler hat gleich am Anfang den Forschungsstand aller Spieler ausspioniert – nur hat anfangs natürlich noch niemand etwas erforscht.

Besonders hervorheben wollen wir die Kontaktmöglichkeit über Facebook und WhatsApp, auf die in der Box hingewiesen wird. Wir haben unsere Fragen immer rasch beantwortet bekommen, auch zu teilweise sehr später Stunde. Das hat uns in der einen oder anderen Regeldiskussion rasch weiter geholfen.

Wer die Welt erobern und dabei nicht zu sehr auf sein Würfelglück vertrauen will, ist bei Leaders – a combined Game gut aufgehoben.

November 2016, Belentor, Florian, Stephan, Thomas und Wolfgang für Hüpfis World

 

Spielerzahl: 2 bis 6
Alter: ab 12 Jahren
Spielzeit: 120 bis 240 Minuten
Schwierigkeit: einfach bis mittel
Langzeitmotivation: hoch
Verlag: rudy Games
Webseite: https://leaders-game.com/

Autoren: Reinhard Kern, Gertrude Kurzmann, Manfred Lamplmair

Erscheinungsjahr: 2015
Kosten: ca. 60 Euro
Systemvorraussetzungen (Stand November 2016): Android 2.3 aufwärts beziehungsweise iOS 6.0
aufwärts. Ältere Tablets wie das erste Galaxy Tab von 2011 sind wegen der zu geringen Auflösung nicht geeignet.